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von tinos nach syros fährt man mit dem schiff ungefähr eine dreiviertelstunde.

die hauptstadt ermoupolis entstand zur zeit der revolution gegen die herrschaft der türken anfang des 19. jahrhundert. sie ist sitz zentraler verwaltungseinrichtungen der kykladeninseln. die stadt erstreckt sich vom hafen über zwei gegenüberliegende, steil aufragende hügel, auf deren spitze jeweils eine imposante kirche thront. die eine ist katholisch, die andere orthodox.
symbol eines gleichgewichts der macht.
im flachen teil der stadt, rund um den durch eine natürliche bucht geschützten hafen, gibt es viele schöne, zum teil neu renovierte, zum teil baufällige neoklassizistische herrschaftshäuser.
zeichen einer wohlhabenden, gebildeten bürgerklasse.

yorgos hat für heute die jahressuppe bei seinen freunden christos und fortis organisiert. wir treffen die beiden nach unserer ankunft in einem restaurant im hafen zu einem kleinen mittagsimbiß.
im hafen ankert ein schiff, das sich „ship of fools“ nennt. es handelt sich dabei um eine seefahrende theatergruppe aus holland, die am abend das stück „iason“ auf dem zur bühne umfunktionierten schiffsdeck aufführen wird. wir beschließen, uns am abend die theatervorstellung anzusehen und vereinbaren mit christos und fortis, dass wir anschließend in ihr haus zur suppe kommen.
das theaterstück der fools of the ship ist eine hinreißend gelungene überraschung. die tragödie um iason und medea wird in bester shakespear’scher tradition zu einer vor witz und salpstick sprühenden komödie verwandelt.

christos ist maler und unterrichtet an der akademie auf syros. sein haus ist ein gesamtkunstwerk. es erstreckt sich über 2 stockwerke und atmet als gesamtes wie in jedem detail im individuellen rhythmus eines ästhetischen und intellektuellen willens, der an jedem platz und in jedem winkel nicht nur genuß des schauens, sondern ebenso wohlbefinden des wohnens bietet.

wir sind im zweiten stock in einem gästezimmer untergebracht, mit einer kleinen terrasse, von wo aus man einen herrlichen blick über die dächer der stadt hinaus bis ans meer hat.
im haus gib es noch einen mitbewohner: petrus, den kurzhaardackel mit treuherzigem blick und einer anstrengenden gewohnheit. jedesmal wenn eine person den raum betritt oder verlässt, kommentiert er dies lautstark bellend.

unter einem fast lebensgroßen bild lenins wird auf einer wunderschön gedeckten tafel eine dicke, mit ei gebundene und mit zitrone geäuerte suppe serviert, in der pikante fleischbällchen schwimmen. zuvor gibt es salat und einen käsestrudel. als dessert wird ein schokoladesouffle und der für syros bekannte mastixlikör aufgetragen. den abend beenden wir bis spät in die nacht hinein mit gesprächen über die suppe, die kunst und fidel castro.

koch: christos
rezept: JUVARLAKIA
galerie: impressions from christos house and the soupcooking
galerie: a day with artists
koordinaten: 37.422501, 24.948055

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