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wir verlassen am frühen nachmittag berlin über die legendäre autobahn avus in richtung thüringen.
zu ddrzeiten war dies die einzige transitstrecke, über die man von westdeutschland aus berlin erreichen konnte. die flache landschaft brandenburgs ändert sich in thüringen in eine hügelige kulturlandschaft mit gelben weizenfeldern, wein- und obstgärten, wäldern und wiesen. manchesmal wird man an die toskana oder das weinviertel erinnert, wenn sich auf einer hügelkuppe die silhouetten einzelner bäume gegen das blau des himmels abzeichnen.

wir werden in neuengönna, einem winzigen ort 10 km von jena entfernt von hartmuts eltern barbara und hermann, seinem bruder frank und dessen freundin christina zu kaffee und kuchen erwartet – und natürlich zur suppe.

neuengönna besteht aus einer handvoll malerischer fachwerkhäuser und einer kirche. frank und christina bewohnen eines dieser häuser, das sie mit viel liebe zum detail und zum material sanieren. doch das besondere daran ist der garten.
hinter dem haus befindet sich leicht ansteigend ein obst-, gemüse-, wein- und blumengarten, mit schattigen rastplätzen, einem baumhaus für die kinder und einem herrlichen blick über die dächer von neuengönna. das erstaunliche an dem garten ist seine fülle an unterschiedlichen trauben- und obstsorten. ein baum trägt 10 verschiedene apfelsorten. an einem dünnen, kaum einen halben meter großen sprößling hängen bereits zwei schöne, pralle pflaumen. es gibt in diesem garten kein gewächs, das nicht früchte trägt. hermann zeigt und erklärt mir den weingarten, den er und frank gemeinsam hegen und pflegen. es finden sich hier an die 10 oder mehr verschiedene rebsorten, von denen die meisten neuzüchtungen sind.
eine besonderheit ist ein riesling, den hermann als wilden nachfahren einstmaligen weinanbaus in der nähe des hauses gefunden hat.
in früheren zeiten war thüringen ein durchaus bekanntes weinanbaugebiet, das irgendwann zum erliegen kam und erst in den letzten jahren - vorallem durch private initiativen - wieder etwas in schwung kommt. hermann erläutert mir die kunst des aufpropfens, die er und frank meisterhaft beherrschen. auf alten stöcken gedeihen junge sprößlinge, die bereits nach ein oder zwei jahren früchte tragen. die vielfalt der rebsorten ist nur vorübergehend. hermann und frank versuchen herauszufinden, welche sorten sich speziell für diesen standort am besten eignen. dadurch vermeidet man den einsatz von spritzmitteln und optimiert den ertrag.
und natürlich wird bei so einem garten, die suppe mit frischem gartengemüse gekocht. unter mithilfe aller beteiligten wird in der weinumrankten gartenlaube eine improvisierte gemüsesuppe fabriziert, die allen schmeckt und zu der wir den gelungenen cuvee aus dem eigenen weinberg trinken.

cuisinier: frank und christina
recette: verkäste sommergemüsesuppe
galerie: zwischen beeren und früchten
koordinaten: 50.988183, 11.647346

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