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seit langem ist dieser 17. juni trotz heftigen bemühens ohne suppenkoch und er ist es bis heute geblieben. spontan bietet sich arpad an, nochmals eine suppe zu kochen. damit wir das problem gleicher koch und gleicher ort vermeiden, parkt arpad seinen eleganten kochlastwagen 3m neben dem standort von vorgestern. in einer notsituation müssen formale rahmenbedingungen etwas großzügiger interpretiert werden. für die jahressuppe führt das zu keinem nachteil, da sie zweimal mit meisterlichen suppenkreationen bereichert worden ist und es zweimal eine öffentliche suppenausspeisung gegeben hat.
außerdem bin ich froh, noch in düsseldorf bleiben zu können, da mir die stadt ausgesprochen gut gefällt.
auch hier diese dichte verbauung, ein gemisch alter kurpfälzischer tradition, aufgeklärtem bürgertum und moderner, großstädtischer architektur und infrastruktur. die innenstadt ist belebt, wie sonst nur die städte italiens. in den gassen reiht sich cafe an cafe, restaurant an restaurant. die menschen sitzen im freien wie im süden und diese stimmung des südens verstärkt sich, wenn man von der altstadt direkt auf die rheinpromenade gelangt. dort genieße ich den anblick des wassers, in dem die lastkähne flußauf- und flußabwärts fahren. hier finde ich plätze, wo ich stundenlang schauen könnte, ähnlich wie an bestimmten plätzen am meer oder im gebirge. dieser lange fluß, der fern in den alpen entspringt, sich im bodensee kurzfristig auflöst, um dann weiter hinauf bis an die nordsee zu fließen, bewegt sich hier in der gegend um düsseldorf in großen mäandern, sodass ich nie richtig weiß, ob ich mich auf der linken oder rechten uferseite befinde.
von einem straßenverkäufer erstehe ich die obdachlosen zeitschrift fiftyfifty und finde darin einen 5-seitigen artikel über den kurfürsten johann wilhelm II., dessen reiterstandbild ich am platz vor dem rathaus gerade betrachtet habe.
der barocke kurfürst und absolutistische herrscher von gottes gnaden befindet sich aufgrund verschwenderischer hofhaltung und aufwändiger militärischer abenteuer in ständiger geldnot. um dem abzuhelfen, führt er eine allgemeine verbrauchssteuer ein, die nach 5 jahren mangels praktikabilität wieder abgeschafft wird. wenig später gründet er eine bank, um den privaten staatsnotstand zu lindern, mit dem ergebnis, dass diese bank nach relativ kurzer zeit mit hohen verlusten für die anleger bankrott gegangen ist.
und warum steht das alles in einer obdachlosenzeitung? unter anderem, weil der gnädigste landesherr 1706 eine "polizey- und tax-ordnung" in kraft setzte, in der es heißt, dass "fremde bettler, müßiggänger, arme studenten und anderes verdächtiges gesindel" festgenommen und aus dem herzogtum entfernt werden sollten. solches wird auch heute wieder von den sozialen, demokratischen und christlichen magistraten diskutiert.
düsseldorf ist aber auch die geburtsstadt von heinrich heine, dem dichter der revolution von 1830, des sozialen gewissens und des verfechters der deutschen einheit. nach ihm sind eine allee, ein platz und ein institut benannt.
arpad erzähle ich von der armenischen angodsabur, jener suppe, die ihre eigenheit aus getrockneter milch bezieht. durch ein langwieriges fermentationsverfahren wird aus milch und kräutern eine haltbare und würzige suppenbasis hergestellt. zu meiner überraschung zeigt mir arpad ein stück hurut, so nennt sich das getrocknete kräuterjoghurt. er hat es in siebenbürgen für seine sammlung von ähnlich konservierten milchprodukten erstanden. in rund 20 gläsern bewahrt er die verschiedensten, aus allen weltteilen stammenden produkte getrockneter milch auf. was bei meiner ersten begegnung mit hurut wie eine vereinzelte, exotische spezialität ausgeschaut hat, entpuppt sich als eine der ältesten und über den ganzen erdball verstreuten techniken zur haltbarmachung von milch.
ist dies nicht eine typische entdeckung auf der suppenreise? wie auch der umstand, dass ich in siebenbürgen die angodsabur kennengelernt habe und ausgerechnet da, von wo aus die deutschen siedler vor 800 jahren nach siebenbürgen gezogen sein sollen, ich etwas über die weite verbreitung und große variabilität dieses lebensmittels erfahre?
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