gestern abend hat csaba die suppe aus ungarn nach wien gebracht und heute breche ich damit nach deutschland auf.
meine erste station ist heidelberg.
über 700 km autobahn liegen vor mir. es geht von wien über wels , passau, regensburg, nürnberg, heilbronn nach heidelberg. bei nürnberg verpasse ich die autobahnabzweigung auf die a7 und fahre die a3 weiter bis würzburg und von da wieder hinunter nach heilbronn. kein allzugroßer umweg.
am späten nachmittag erreiche ich heidelberg, wo ich mich bei meinem cousin klaus angesagt habe.
ich habe ihn gebeten, eine suppe zu kochen, ohne ihm am telefon genaueres über das suppenprojekt zu erklären. es ist das erste mal, dass ich ihn hier in seinem haus besuche. normalerweise sehen wir uns bei verwandtschaftlichen geburtstagsfeiern, hochzeiten oder begräbnissen. auch hier schafft die suppe eine gelegenheit der begegnung außerhalb der ritualisierten verwandtschaftstreffen.
ohne zu fragen, hat klaus zugesagt eine suppe zu kochen. allerdings mit wenig interesse für das suppenprojekt. er kocht nach dem abendessen eine spargelsuppe. das dauert nicht lange, was durchaus sinn macht, denn zufällig ist heute kirtag, den wir beide nicht versäumen wollen.
mein cousin und ich haben von unserem gemeinsamen großvater die vorliebe für gesellige trinkgelage geerbt, weshalb wir dann auch bis spät in die nacht von wirtshaus zu wirtshaus ziehen und uns unseres großvaters erinnern, der ebenfalls viele nächte im gasthaus verbracht hat. wir vereinbaren in der heimatstadt des großvaters mit allen interessierten verwandten in seinem stammgasthaus ein hans bachmann gedächtniswatten zu veranstalten. für alle, die es nicht wissen, „watten“ ist das traditionelle kartenspiel in den tiroler wirtshäusern.
in den heidelberger gastwirtschaften lebt die alte traditon des aufgeklärten bürgertums, studentischen widerstandes und allseitiger trinkfreudigkeit. selten findet man schankräume mit soviel charme. ungezwungen, herzlich, aber auch mit einer unvermeidlichen portion biederkeit.
hier in heidelberg, meiner ersten deutschland suppenstation, beginne ich dieses land vollkommen neu zu entdecken. von den hügeln, die sich hinter der stadt erheben, blicke ich auf das breite rheintal hinunter und hinüber zum pfälzerwald. es ist die ehemalige kurpfalz, die zur zeit napoleons einer grundlegenden neuordnung unterzogen worden ist.
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