die letzte etappe auf unserer rumänienreise führt uns in das dorf urziceni, nahe bei der stadt carei an der ungarischen grenze. wir fahren zeitig in der früh in odorheiu weg. für die rund 400km müssen wir 7 bis 8 stunden fahrzeit rechnen. mit dem gefühl, hier freunde gewonnen zu haben, nehmen wir von odorheiu abschied, das uns in diesen paar tagen, in denen wir hier gewohnt haben, vertraut geworden ist.
wir genießen die fahrt auf der gut ausgebauten landstrasse mit nicht allzuviel verkehr. das auge rastet beim anblick der üppig grünen landschaft.
am späten nachmittag treffen wir in urziceni ein. wir sind mit der suppe bei einem freund von csaba eingeladen. er heißt attila. er und seine frau maria bewirten uns mit einer ausgezeichneten gemüsesuppe und selbsterzeugten wurst- und speckprodukten. zu trinken gibt es in großen mengen hervorragenden selbstgekelterten wein. wie jedes gute essen und jeder gute wein, so ist auch die üppige bewirtung von maria und attila einer angeregten unterhaltung förderlich. attila besitzt eine firma mit 25 angestellten, die speziallacke und –farben für holzanstriche herstellt. er erzählt mir, dass er bei seinen geschäften handschlagqualität schätzt. wenn ein kunde so und so sagt, dann geht er davon aus, dass das auch so und so gemeint ist. dieses vorvertrauen zahlt sich aus, auch wenn es vorkommen kann, dass man entäuscht wird. dann wird man mit diesem kunden eben keine geschäfte mehr machen, aber mit jenen, auf die man sich verlassen kann, werden die geschäfte umso problemloser funktionieren.
ich stimme mit attila darin vollkommen überein. die heutige grassierende ängstlichkeit, die noch dazu politisch schamlos instrumentailsiert wird, führt zu einem mangel an natürlichem vertrauen, sich selbst und dem anderen gegenüber. der mangel an vertrauen ruft mißtrauen hervor und wo mißtrauen wuchert, ist die feindseligkeit nicht mehr weit.
obwohl attila ein erfolgreicher unternehmer ist, könnte man ihn als fast autarken selbstversorger bezeichnen. obst und gemüse wächst im eigenen garten, der wein ist hausgemacht, die kartoffeln kommen vom benachbarten bauern und das fleisch vom selbstgeschlachteten schwein. zweimal im jahr schlachtet attila ein schwein, und macht daraus würste, speck, grammeln, fleisch, so wie er es von seinen eltern gelernt hat, die ihrerseits die tradition ihrer eltern übernommen haben.
dabei fällt mir dimitris von mykonos ein. eine weitere variation in der vielfalt gemeinsamer überlieferungen, die die suppe auf ihrer reise sammelt.
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