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von walter |
15.01.2008 13:36
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antwort an einen vegetarier
auf den einwand eines vegetariers, er könne am suppenprojekt nicht teilnehmen, da mit sicherheit so und so oft auch eine fleischsuppe gekocht wird, kann man folgen-des antworten:
das jahressuppenprojekt geht von folgenden grundvoraussetzungen aus: an einem bestimmten tag beginnt die erste suppe zu kochen. das ist die erste vorbedingung auf die jede weitere suppe aufbaut. die art der suppe, die jeden darauffolgenden tag gekocht wird, ist völlig frei. es finden sich daher unvorhersehbar vegetarische und nicht vegetarische anteile an der gesamten suppeninformation.
versteht man diese grundvoraussetzungen als metapher, dann kann sie folgender-maßen interpretiert werden: irgendwann beginnt das leben. in unserem fall vor 3 mil-liarden jahren mit den ersten einzelligen lebewesen. in den nächsten 3 milliarden jahren vermischen sich diese ersten lebewesen mit dem material ihrer umgebung, woraus zweierlei folgt: die lebewesen differnzieren zunehmend ihren metabolismus, das heißt, sie schaffen neue lebensformen, von den gärungs- und fermentationspro-zessen, über die photosynthese bis zur respiration. diese differenzierung an formen geht einher mit einer unglaublichen vermischung des gesamten, dafür notwendigen erdmaterials. in diesen 3 milliarden jahren hat sich 99,9% der molekularen erdsub-stanz irgendwann innerhalb eines lebenden organismus befunden. d.h. das material bis in den erdkern hinein ist im laufe dieser zeit durch die vermischungs- und diversi-tätsaktivitäten der lebewesen, bestandteil derselben geworden. das heißt aber nichts anderes, als daß jedes stück karotte aus einer vielzahl an molekülverbindungen auf-gebaut ist, die irgendwann bestandteil eines tierischen organismus waren.
aus diesem grund ißt auch der vegetarier fleisch, wenn auch in homöopathischen dosierungen. ein unbekannter chinesischer weiser hat das so formuliert: das problem ist, daß alle nahrung beseelt ist.
den vegetariern gilt mein voller respekt. aber für das suppenprojekt würde meines dafürhaltens eine verdünnung von 1:5 oder 1: 32 ausreichen, um mit gutem gewis-sen eine vegetarische suppe zu kochen. das wird nicht alle vegetarier überzeugen. für die ist das jahressuppenprojekt nicht geeignet, wie ja sovieles andere auch nicht für jeden geeignet ist. aber vielleicht gibt dieser hier entwickelte gedanke auch für den strengen vegetarier einen einblick in die auch für ihn unhintergehbare vorausset-zung des großen stoffwechsels.
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antwort von serotonin |
20.01.2008 15:32
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ob man dem volk der vegetarier mit dieser argumentation beikommt, wage ich zu bezweifeln. zu unterschiedlich sind die regeln und motivationen, nach denen "vegetarier" ihre ernährung ausrichten: lacto-, ovo- oder lacto-ovo-vegetarier, frutarier, pescetarier oder vegane, ethisch, religiös, ökologisch oder gesundheitlich motiviert ...
um festzustellen, dass sich in karotte und salat reste tierischen materials befinden, muss man keine lovelock'schen hypothesen bemühen. der einfache nachweis tierischen düngers im gemüse oder korn reicht dazu genauso wie ein stück radieschenhaut unterm mikroskop. trotzdem lässt das erfahrungsgemäss jeden vegetarier kalt.
vegane und militante vegetarier sind per se keiner argumentation zugänglich, religiös motivierte kämpfen seit je her vergeblich mit dem abgleich von dogma und ratio, ökovegetariern geht es ums ökosystem als ganzes und ethisch motivierte haben ein problem mit dem töten von höher entwickelten lebewesen.
so gesehn muss jeder vegie für sich entscheiden, ob die suppe das seine ist oder nicht und wieviele moleküle seiner überzeugung entgegenstehen würden oder nicht.
wenn ich es mir recht überlege, dürfte ich an dem projekt auch nicht teilnehmen: ich kaufe aus dogmatischen gründen nicht bei billa ein, und muss aber annehmen, dass sich in der suppe zigtausende billamoleküle befinden :(
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antwort von walter3 |
21.01.2008 19:44
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das wird wohl so sein. anderseits sind die vegetarier keine so homogene gruppe, als dass man annehmen könnte, es gäbe keine gemäßigten, die argumenten zugänglich sind. wobei immer offen bleibt, ob ein vegetarierer nicht auch einleuchtende argumente vorbringen könnte. ich glaube, dass es sich durchaus konstruktiv und kontroversiell diskutieren läßt, sofern man sich aufs argumentieren einläßt.
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antwort von SilberTiger |
12.02.2008 07:37
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B2LL3
versuche mir gerade das Billa-Molekül aus chemischer Sicht vorzustellen ...
leuchtet im Dunkeln sicher gelb-rot ...
Die Suppe wird Kulturen vereinen, aber auch "Unarten" anderer Kulturen zu akzeptieren zwingen. Wenn ein fremder Koch vermeint, eine Katze in das Kunstwerk schnippeln zu müssen, so werden alle folgenden Esser ein paar Katzenreste zu sich nehmen. Es wird daher im Sinne der Völkerverbindung und gegenseitigen Hochachtung erforderlich sein, dass man manches aus ethischen oder sozialen (oder ganz banal: geschmacklichen) Gründen Abgelehnte hinunterschlucken muss. So sicher auch, wie ich fürchte, ein paar Aldi-Moleküle....
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antwort von bobthedrum |
25.03.2008 13:33
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ich bin auch vegetariere und find mich auch aus dem projekt ausgeschlossen!
schade irgendwie.
aber das scheint wohl auch die realen verhaeltnisse unsere gesellschaft widerzuspiegeln-minderheiten bleiben halt auf der strecke-schon gar, wenn sie sich in bescheidener zurückhaltung üben.
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